Kooperation

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Bei der Kooperation steht das Erreichen eines gemeinsamen Zieles (z. B. die Erstellung eines Berichtes) bzw. die gegenseitige Unterstützung bei der Zielerreichung im Vordergrund. Die Beteiligten interagieren explizit miteinander.



Merkmale von Kooperation

Das gemeinsame Erstellen von Texten und Dokumenten wie Grafiken oder Tabellen, ist keine neue Erfindung. Durch die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik stehen eine Reihe von Werkzeugen zur Verfügung, die die Zusammenarbeit von mehreren Autoren erleichtern. Kooperatives Arbeiten ist im Gegensatz zu konkurrierender Interaktion durch das Vertrauen zwischen den Kooperationspartnern geprägt. Bezieht sich die Zusammenarbeit auf Gruppen, deren Mitglieder einen ähnlichen Status und Wissensstand haben und in deren Mittelpunkt die gemeinsame Bearbeitung von Aufgaben, wie beispielsweise das gemeinschaftliche Verfassen eines Textes, steht, so spricht man von Kollaboration. Die Zusammenarbeit kann hier entweder als

  • Versioning oder als
  • paralleles Arbeiten

organisiert werden. Beim Versioning erfolgt die Bearbeitung durch die Autoren bzw. Autorinnen zeitlich versetzt, die unterschiedlichen Versionen eines Dokumentes werden ausgetauscht. Beim parallelem Arbeiten arbeiten die Autoren und Autorinnen zeitgleich am Dokument. In der Zwischenzeit gibt es eine Reihe von Werkzeugen, die das gleichzeitige Arbeiten am selben Dokument unterstützen. Dabei steht es der Gruppe offen, wie die Zusammenarbeit organisiert wird (hierarchisch oder egalitär). Informations- und Kommunikationssysteme, die die Kooperation unterstützen, berücksichtigen folgende Aspekte der Koordination:

  • Explizite Koordination: Bewusstsein über die Zusammenarbeit, die durch einen expliziten Plan geregelt sein kann.
  • Gemeinsames Material: auf das zugegriffen werden kann.
  • Vertrauensunterstützende Maßnahmen.

Um Kooperation in computerunterstützten räumlich verteilten Arbeitszusammenhängen zu ermöglichen, sind besondere Unterstützungsmechanismen erforderlich. Bei direkter Zusammenarbeit werden implizite Koordinationsprotokolle ausgeführt. In virtuellen Räumen entstehen Informationsdefizite im Hinblick auf verschiedene Aspekte der Kommunikation, wie bspw. wer arbeitet gerade woran, wer ist ansprechbar? Um diese Defizite auszugleichen, sind Mechanismen der gegenseitigen Wahrnehmung (Gewärtigkeit, Awareness) notwendig. Abgeleitet von Fragestellungen im Rahmen kooperativer Face-to-Face-Zusammenarbeit schlagen Gutwin und Greenberg [1] folgende Kategorisierung vor, um die zu präsentierenden Awareness-Informationen zu identifizieren:

Kategorie Element Fragestellung
Wer Anwesenheit (presence) Wer ist an der Aktivität beteiligt?

Fähigkeit (abilities) Was können die Beteiligten tun?
  Zuständigkeit (sphere of influence) Wer ist für eine Aufgabe zuständig?
Was Level der Aktivität (activity level) Wie aktiv sind die Beteiligten in dem Arbeitsbereich?

Aktivitäten (activity) Was machen die Beteiligten? Worin bestehen ihre aktuellen Aktivitäten und Aufgaben?
  Vorhaben (intentions) Welches Ziel verfolgen die Personen mit ihrer Aktion?

Artefakt (objects) Welche Objekte bearbeiten die Personen?
Wo Ort (locality) Von wo aus wird gearbeitet?
  Veränderungen (changes) Welche Veränderungen nehmen die Beteiligten vor und wo?
  Reichweite (extents) Bis wohin reicht der Einflussbereich einer Person, um beispielsweise Änderungen vornehmen zu können?

Awarenessdaten werden mit Hilfe von Zeichen und Symbolen dargestellt (z. B. Ampelfarben, wer online ist) und geben Hinweise auf existierende Objekte wie Personen, Dateien, Prozesse, Aktivitäten oder Ereignisse und ihre Zustände.

Bei Kooperationsaufgaben handelt es sich um um eine Gruppenkommunikation, die synchron oder asynchron ablaufen kann. Meist ist der Adressatenkreis der Kommunikation klar abgegrenzt (one-to few-Kommunikation). Die Kommunikationsteilnehmer können sich an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Zeitzonen befinden

Groupware

Groupware ist der allgemeine Sammelbegriff für Informationssysteme, die die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb von Arbeitsgruppen unterstützen. Der Übergang zwischen Workflow-Management-Systemen und Groupware ist fließend:

Workflow
Groupware
große Gruppen kleine Gruppen
strukturierte Aufgaben unstrukturierte Aufgaben
Lösungsweg bekannt (der Prozess wird vorgezeichnet) Koordination von Prozessen (der Prozess entwickelt sich)
Kommunikation planbar Kommunikation entwickelt sich
Hohe Wiederholhäufigkeit geringe Wiederholhäufigkeit

Groupware stellt den Gruppenmitgliedern eine Art „Werkzeugkasten“ zur Verfügung:

  • Elektronische Nachrichtensysteme: ermöglichen den schnellen, asynchronen Austausch von Nachrichten (E-Mail). Die Nachrichten können Texte, Grafiken, Bilder, Ton und Videos sein.
  • Mehr-Autorensysteme: unterstützen die Bearbeitung eines gemeinsamen Dokumentes durch mehrere Gruppenmitglieder.
  • Planungs- und Koordinierungssysteme: unterstützen die Planung von individuellen Aufgaben und Aktivitäten und koordinieren die individuellen Handlungen mit denen anderer Gruppenmitglieder (z. B. Terminfindung über Gruppenkalender).
  • Systeme zur Unterstützung von synchronen Sitzungen: einzelne Besprechungsaktivitäten wie beispielsweise Abstimmungen, Brainstorming werden unterstützt.
  • Systeme zur Unterstützung von asynchronen Sitzungen: machen Diskussionsverläufe sichtbar und Handlungen können nachverfolgt werden.

Beispiele für Groupware: Lotus Notes, Novell Groupwise, Microsoft Sharepoint.

Kollektive Dokumente:

Shared Whiteboard (Joint Editing)

Darunter versteht man Werkzeuge zum gemeinsamen Erstellen und Editieren eines Dokumentes. Dabei sind Mechanismen, die Informationen der Kommunikationspartner über einander austauschen (Awareness-Unterstützung), notwendige Voraussetzungen für synchrones Joint Editing. Informationen über die Anwesenheit und das Verhalten anderer Beteiligter muss für alle Gruppenmitglieder ersichtlich sein, wie beispielsweise: Wer ist Teil der Arbeitsgruppe? Wer arbeitet wo? Wer macht gerade was? Der aktuelle Stand der gemeinsam bearbeiteten Dokumente wird für alle Bearbeiter konsistent gehalten, dazu sind Mechanismen der Eingabe-Koordination notwendig: Concurrency Control (Nebenläufigkeitskontrolle) übernimmt diese Aufgabe. Beim synchronen Bearbeiten von gemeinsamen Objekten ist eine entsprechende Nebenläufigkeitskontrolle notwendig, die unterschiedlichen Strategie folgen kann. Man unterscheidet verschiedene optimistische und pessimistische Concurrency-Control-Strategien voneinander. Pessimistische Strategien verhindern Konflikte bei der gemeinsamen Bearbeitung eines Objektes, indem immer nur ein Gruppenmitglied zur gleichen Zeit an einem Objekt Änderungen vornehmen kann, für die anderen Gruppenmitglieder ist das Objekt gesperrt. Wird der Bearbeitungsvorgang beendet, so wird dass Objekt für die anderen Gruppenmitglieder für die weitere Bearbeitung frei gegeben. Für synchrone Groupware-Systeme ist das Sperren auf Objektebene nicht geeignet. Bei optimistischen Strategien können die Gruppenmitglieder lokale Änderungen an gemeinsamen Objekten durchführen. Treten Konflikte bei der Bearbeitung auf, so werden sie erst im Nachhinein erkannt und aufgelöst. Die Auflösung erfolgt entweder unter Einbeziehung der persönlichen Entscheidung der Akteure oder es werden Operationen automatisch angepasst und eventuell auch wieder zurück genommen. Um alle Nutzerintentionen zu wahren werden in Multi-Versioning-Ansätzen für alle nebenläufigen Operationen jeweils neue Objektversionen erstellt.

Asynchrones Joint Editing

Durch voneinander unabhängiges Editieren können parallele Versionen eines Dokuments entstehen. Unterstützungsfunktionen zur Verwaltung der einzelnen Versionen sind notwendig:

  • Im Text selber:
Kenntlich machen unterschiedlicher Autoren
Anzeigen von Änderungen (ALLE möglichen: Streichungen, Ergänzungen, Layoutänderungen, …)
Entscheidungen über Änderungen: Revidieren oder Akzeptieren.
  • Darstellung:
Wählbarkeit der Granularität bzgl. Bedeutung der Änderung, bzgl. des Umfangs etc.
Markierung am Rand
  • Meta-Information
Anlegen von Änderungshistorien: verwalten von verschiedenen Versionen
Anlegen von Kommentaren
  • Vergleich von Dokumenten

Beispiele

Microsoft Office 365

Etherpad

ZOHO Work Online

Google Drive

Google bietet internetbasierte Anwendungen zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation, Zeichnung und Formular kostenlos an. Mehrere Benutzer können gemeinschaftlich ein Dokument bearbeiten. Die Dokumente liegen bei Google und können von überall im Internet über den Browser abgerufen werden. Ein Account bei Google ist dafür notwendig. Für Google Drive gibt es Apps für die gängigen mobilen Betriebssysteme.

Google Drive

Co-located Meeting Support

Elektronische Unterstützung von Sitzungen; die beteiligten Personen sind zur gleichen Zeit am gleichen Ort, um Entscheidungen zu treffen, Lösungen zu suchen usw. Aufgaben, Ideen und Lösungsvorschläge werden elektronisch visualisiert und dokumentiert. Es handelt sich um eine Mischung von individueller und kooperativer Arbeit. Die Aufgaben eines Moderators werden unterstützt, Awareness zum Gruppenverhalten (wer trägt wieviel bei, …) sichtbar gemacht. Beispiel: OneNote von Microsoft Mindmap, Bubbl.us

Web 2.0

Web 2.0. ist eine Vision für die Fortentwicklung des Internets, die 2004 durch eine gleichnamige Konferenz ins Leben gerufen und 2005 durch einen Artikel von Tim O'Reilly [2] prominent wurde. Es gibt keine eindeutige Definition, was Web 2.0 ist; Einigkeit besteht vielmehr darin, dass es eher ein geänderter Umgang mit dem Internet ist als eine neue Technologie. Web 2.0 Anwendungen zeichnen sich durch eine leichte, niedrigschwellige Handhabung aus.

  • „Wir sind das Netz“: Aneignung von Internettechnologien auch ohne vertiefte technische Vorkenntnisse möglich.
  • „Posten“: Web als Mitmachmedium; Informationen werden ausgewählt, kommentiert und online wieder verfügbar gemacht.
  • „Weisheit der Masse“: Microcontent & Wiki-Prinzip; Surfverhalten der Nutzer/Nutzerinnen beeinflusst die Informationsdarbietung.
  • „Always online“: Breitbandanschlüsse und Flatrates begünstigen die Verbreitung von Audio- und Videoinhalten.

Im Vordergrund steht die Kooperation der Benutzer/Benutzerinnen

  • Kontrolle bei Nutzern/Nutzerinnen
  • Freie, individuelle Informationsverteilung
  • Wechsel zwischen Autor- und Leserrolle (Bsp.: Flickr, ...)
  • Persönliche Blogs
  • Schnelligkeit, Aktualität, Zielgenauigkeit (Bsp.: Blogs)

Beispiele

  • Wiki
  • Weblog
  • Social Software
  • Crowdsourcing

Literatur

Quellen

  1. Gutwin, C; Greenberg, S.; Roseman, M. Workspace Awareness in Real-time Distribute Groupware: Framework, Widgets, and Evaluation. In: Sasse, R. J., Cunningham, A., Winder, R. (Eds.), People and Computers XI (Proseedings of the HCI ´96). London (UK) 1996.
  2. O`Reilly, Tim. What is Web 2.0. Deutsche Übersetzung

Zitiervorschlag

Katzlinger in Höller, Informationsverarbeitung I, Kooperation (mussswiki.idb.edu/iv1)