Visualisierung

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Beim visuellen Konzept geht es darum, die wichtigsten Gedanken visuell zu unterstützen, also um die Bildidee (noch nicht um die Ausführung).


Für die Frage, warum Visualisierung wichtig ist, sollte man sich das Modell der beiden Gehirnhälften in Erinnerung rufen:

Danach ist die linke Gehirnhälfte verbal organisiert: Sie arbeitet mit Worten, Ziffern und abstrakten Symbolen wie zum Beispiel den Rechenzeichen Plus und Mal. Unser linkes Gehirn arbeitet systematisch und zeitorientiert, bei der Lösung von Problemen untersucht es Details und verwendet logische Schlussfolgerungen.

Die rechte Gehirnhälfte funktioniert nonverbal: Sie nimmt Gegenstände, Ideen und Zusammenhänge ganzheitlich wahr und bringt sie miteinander in Beziehung, ohne Worte zu verwenden. Sie kann Muster erkennen, aber hat kein Zeitgefühl. Die rechte Gehirnhälfte entscheidet intuitiv (nach Gefühl), nach Ahnungen, nach Eindrücken – und nach Bildern. Diese Entscheidungen sind oft weder logisch noch nachvollziehbar.

Die linke Gehirnhälfte entspricht den abstrakten visuellen Elementen, insbesondere den Texten und Tabellen. Sie ist „digital“ organisiert. Diese Darstellungsformen verwenden Sie daher, wenn Ihre Zuhörer bzw. Zuhörerinnen Ziffern erinnern oder analysieren sollen oder aus Einzelheiten Schlüsse ziehen müssen. Die rechte Gehirnhälfte dagegen denkt in Bildern – von der Strukturdarstellung bis zum Abbild der Realität. Sie arbeitet „analog“. Damit sind „augenblickliche“ Erkenntnisse, Aha-Erlebnisse, Ein-Blicke „auf einen Blick“ möglich: Man erkennt Zusammenhänge, Trends usw. Effektive Kommunikation braucht Bild UND Text!

Allgemeine Tipps zur Visualisierung

  • Folien sind unvollständig: Im Gegensatz zu anderen Formen der Präsentation sind bei der vortragsbegleitenden Präsentation die schriftlichen Unterlagen, im Regelfall die jeweiligen Folien, unvollständig, d. h. sie lassen Spielraum für Erklärungen des Präsentators bzw. der Präsentatorin. Das bedingt gleichzeitig, dass die Folien alleine (oder Handouts davon) ohne Erklärung nicht verständlich sein müssen bzw. vielfach sogar nicht verständlich sein sollen.
  • Die wichtigsten Gedanken visualisieren: Eine große Versuchung besteht auch dahin, etwas zu visualisieren, weil es sich leicht visualisieren lässt. Beschränken Sie sich bei der Visualisierung auf die wirklich wichtigen Aussagen und versuchen Sie auch nicht, jedes Element Ihres Vortrages bildhaft zu verstärken.
  • Maximal EIN Bild pro Folie, und zwar für den wichtigsten Gedanken. Den Rest der Informationen dieses Informationsblocks setzen Sie als Schlagwörter unter oder neben das Bild. Mehrere Bilder pro Folie sind ausnahmsweise dann sinnvoll, wenn die Bilder in einer Beziehung zueinander stehen oder bei einer schlichten Aufzählung.
  • Verstärkt das Bild Ihre Kommunikation? Fragen Sie sich bei jeder einzelnen Bild-Idee – VOR der Realisierung – ob der Gedanke durch das Bild klarer wird. Wenn nicht, lassen Sie das Bild weg.
  • Für jede Folie einen aussagekräftigen Titel formulieren, der die wichtigste Botschaft (dieser Folie) unterstützt.

Die wichtigsten Visualisierungsformen

Texte

Die wichtigsten Forderungen bei Textfolien sind:

  • Lesbarkeit
  • Übersichtlichkeit
  • Attraktivität.


Die im Regelfall zweckmäßigste Form von Textfolien sind die so genannten Bullet-Charts: Dabei werden Texte auf Schlagzeilen komprimiert und mit einem vorangestellten Zeichen versehen.


Einige Tipps zur Erstellung von Bullet-Charts:

  • Telegrammstil verwenden. Schlagworte statt ausformulierter Sätze.
  • Ein Gedanke pro Punkt. Das hilft Ihnen, Ihre Gedanken schon in der Vorbereitung zu ordnen – und im Vortrag deutlich voneinander abzugrenzen.
  • Maximal fünf Unterpunkte pro Folie zusätzlich zum Folientitel.
  • Mit Farbe gliedern und hervorheben. Der wichtigste Schlüssel zur Übersichtlichkeit und vor allem zur Attraktivität.

Tabellen

Tabellen bieten gegenüber Bullet-Charts den Vorteil, die dargebotenen Informationen noch klarer zu strukturieren. Darüber hinaus ermöglichen Sie dem Präsentator bzw. der Präsentatorin mehr Flexibilität (wird die Tabelle z. B. erst von den Zeilen oder von den Spalten aus betrachtet).


Einige Tipps zur Erstellung von Tabellen:

  • Bleiben Sie bei „menschlichen Mengen“, z. B. in dem Sie größere Einheiten wählen und runden. Leichter fassbar = leichter vergleichbar .
  • Entlasten Sie Ihre Zahlenkolonnen. Größenordnungen (Tausend, Millionen etc.) und Einheiten (Tonnen, Joule, Patienten bzw. Patientinnen etc.) gehören in den Spalten- oder Zeilentitel – nicht zu jedem Wert.
  • Spalten am Dezimalpunkt ausrichten, egal ob spaltenweise oder zeilenweise verglichen werden soll.
  • Verwenden Sie horizontale Gliederungslinien, wenn Sie mehr als drei Spalten haben.
  • Erwartungshaltung berücksichtigen! Manche Zuhörer bzw. Zuhörerinnen sind an eine bestimmte Form der Tabelle gewöhnt, sie haben gelernt, sich darin rasch zurechtzufinden. Wichtig ist der Effekt, nicht das Mittel – behalten Sie bewährte Muster bei, auch wenn sie an sich falsch sind. Hauptsache, Ihre Botschaft kommt an.
  • Was ist die entscheidende Beziehung? Diese Spalte oder Zeile müssen Sie hervorheben: unterstreichen, einrahmen, mit Farbe unterlegen, Ziffern in anderer Farbe (Achtung vor „roten“ Finanzzahlen!) etc.
  • Wann heben Sie hervor? In der Vorbereitung dann, wenn der Blick sofort auf den kritischen Zusammenhang gerichtet werden soll. In der Präsentation, wenn Sie zuerst die Systematik der Tabelle erklären und dann erst den überraschenden oder kritischen Zusammenhang aufdecken wollen.

Diagramme

Bei der Entscheidung, welche Art von Diagramm gewählt wird, ist die beabsichtigte Hauptaussage wichtig, die durch das jeweilige Diagramm veranschaulicht werden soll:

  • Kreisdiagramm (Tortendiagramm, Sektorenbild):

Damit zeigen Sie Anteilsverhältnisse zu einem bestimmten Zeitpunkt oder für einen bestimmten Zeitraum (Umsatzanteile im letzten Jahr). Kontraste kommen nur zwischen sehr großen und sehr kleinen Tortenstücken gut zur Geltung, Vergleiche zwischen zwei ähnlich großen Tortenstücken sind praktisch unmöglich.

  • Säulendiagramm:

Es stellt Mengen zu bestimmten Zeitpunkten dar. Damit ist die Säule gut geeignet, um Entwicklungen in der Zeit zu zeigen und gleichzeitig (durch Säulengruppen zu den bestimmten Zeitpunkten) Unterschiede auszudrücken. Eine häufig verwendete Sonderform sind die gestapelten Säulen, die die Entwicklung einer zusammengesetzten Menge (z. B. die Verkaufszahlen mehrerer Produkte eines Unternehmens) zeigen. Der Kontrast ist dann allerdings nur mehr für das unterste Element und für die gesamte Säule sichtbar.

  • Balken:

Damit vergleichen Sie Komponenten zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Anordnung der Balken nebeneinander betont auch kleine Unterschiede (die Sie zum Beispiel beim Tortendiagramm nicht sehen würden).

  • Säulenblock:

Damit stellen Sie Anteilsveränderungen in der Zeit dar – Anteile der einzelnen Abteilungen an den Gesamtkosten, Marktanteile, Zusammensetzung des Personals nach Qualifikation usw. Dabei opfern Sie die absoluten Informationen zugunsten der relativen Werte.

  • Liniendiagramm:

Die Linie – auch „Fieberkurve“ – verbindet Messpunkte in der Zeit und zeigt daher besonders gut Entwicklungen. Wird sie zur Darstellung von Mengen verwendet (Staatsausgaben über die Jahre), dann glättet die Linie optisch die Entwicklung, während die gleiche Information als Säulen die Unterschiede betonen würde.

Symbole und bildhafte Elemente

Symbole und bildhafte Elemente können dem Publikum Gedanken viel direkter als Texte übermitteln.

Bei deren Verwendung ist es wichtig, Visualisieren von Illustrieren zu unterscheiden: Während bei der Illustration ein vorhandener Text mit einem (mehr oder weniger passenden) Bild „geschmückt“ wird, geht es bei der Visualisierung darum, den Hauptgedanken bildhaft zu unterstützen, ihn dadurch zu verstärken und für die rechte Gehirnhälfte zugänglich zu machen.


Einige Tipps zum Einsatz von Symbolen und bildhaften Elementen:

  • Zuerst die Aussage, dann das Symbol! Überlegen Sie genau, zu welcher Aussage, für welches Element Sie ein Symbol suchen! Blättern Sie niemals durch Ihr Archiv mit dem Gedanken: „Irgend etwas, das zu diesem Thema passt!“ – das Ergebnis ist dann in der Regel eine Illustration.
  • Einheitlicher Grafikstil. Legen Sie den „Stil“ der Symbole in Ihrer Präsentation fest: Ganz einfach/abstrakt/flächig – oder naturnah, perspektivisch, räumlich.
  • Vorsicht vor „schönen“ Symbolen! Details bringen Leben, aber sie lenken ab und lösen vielleicht von Ihnen unerwünschte Assoziationen bei den Zuschauern bzw. Zuschauerinnen aus? Grundsätzlich gilt bei Symbolen: Je einfacher, desto besser.
  • Vorsicht vor „abgenutzten“ Bildern als Symbolen! Der rote Ferrari und die Hände schüttelnde Gruppe von drei Menschen unterschiedlicher Hautfarbe wurden sicher in Millionen Präsentationen verwendet. Die Reaktion: „Ach ja, das habe ich auch schon gesehen!“ könnte wichtige Botschaften überlagern und Ihre Kommunikation schwächen. Das soll nicht bedeuten, dass Sie solche Symbole nicht verwenden sollten, aber nur sehr gezielt.
  • Alltägliche Symbole verändern! Drehen, verformen, kopieren, vergrößern, verkleinern Sie die Symbole – damit werden Aussagen bildlich verstärkt und die Reaktion „Kenn’ ich schon!“ ausgeschaltet.
  • Foto statt Symbol! Fotos sind „echte Bilder“ und eine erfrischende Alternative zum Einheits-Symbol-Brei. Ein passendes(!) Foto wirkt durch die konkrete Abbildung der Realität objektiver und verstärkt gleichzeitig die „persönliche Note“ der Präsentation.

Strukturbilder

Strukturbilder dienen zur Visualisierung abstrakter Begriffe und abstrakter Beziehungen.

Sie bestehen aus folgenden Elementen:

  • geometrische Formen (Kreis, Rechteck, Dreieck)
  • Text für die Beschriftung
  • Verbindungen: durchgezogene oder gestrichelte Linien, Pfeile etc.

Viele abstrakte Gedanken lassen sich in räumliche Zusammenhänge übersetzen und anschließend darstellen: Es gibt Über- und Unterordnung, Feststellungen, dass etwas außerhalb und innerhalb der Organisation, der Firma etc. passiert. Und in den Vorsilben der Zeitwörter finden wir wahre räumliche Schätze: EINdringen, VORziehen, ZURÜCKreihen, ZUSAMMENfügen, UNTERstützen … In den meisten Fällen definieren die Vorsilben oder Vorwörter bereits, wo ein Element auf Ihrem Bild sein muss: Oben, unten, über, unter, hinter, vor etc. Manche Dinge haben sogar eine klare räumliche Position. Die Zeitachse verläuft von links nach rechts, ebenso ordnen Sie die Begriffspaare „vorher – nachher“, „ohne – mit“, „Soll – Ist“. Kausale Verknüpfungen können der natürlichen Leserichtung folgen: von links oben nach rechts unten. Achtung bei der „Zukunft“: Die erwarten wir im „Hoffnungswinkel“, nämlich rechts oben.


Einige Gestaltungstipps für Strukturbilder:

  • Beachten Sie die natürliche Blickrichtung von links nach rechts und von oben nach unten.
  • Überlegen Sie die Präsentationsreihenfolge! Ordnen Sie die Elemente so an, dass Sie in der Präsentation den Blick der Zuschauer nicht kreuz und quer durch das Bild führen müssen.
  • Nicht zuviel hineinpacken: Jedes einzelne Element soll klar lesbar bleiben – reduzieren Sie die Textmenge. Das Bild dient Ihnen ja schließlich nur als Stütze und muss nicht selbsterklärend sein.
  • Komplexes, schrittweise aufbauen. Zusammenhänge bewältigen Sie nicht mit einem einzigen Bild, sondern mit schrittweisem Aufbau.
  • Vorsicht mit Symbolen! Selbstverständlich belebt es die Präsentation, wenn an die Stelle der Begriffe visuelle Kürzel (Symbole) treten. Hüten Sie sich aber davor, selbsterklärende Worte durch Bilder zu ersetzen oder zu ergänzen (es bringt wenig, das Wort „Bier“ durch eine Bierflasche oder das Wort „Gewinn“ durch einen Geldsack zu ersetzen).
  • Linien und Farben mit Sinn variieren. Funktionaler Farbeinsatz hilft beim Verständnis: zusammengehörige Kästchen in der gleichen Farbe, wichtige Beziehungen durch kräftigere Linienzüge, unsichere oder verdeckte Beziehungen durch gestrichelte Linien.[1]

Literatur

Quellen

  1. Emil Hierhold: Sicher präsentieren – wirksamer vortragen, Heidelberg: Redline Wirtschaft, 2005 S. 121-208

Zitiervorschlag

Lieb, Straif in Höller, Informationsverarbeitung I, Visualisierung#Überschrift (mussswiki.idb.edu/iv1)