Kommunikation

Aus IV1
Kommunikation bezeichnet Prozesse, in denen ein Sender (mindestens) einem Empfänger über ein Medium eine wie auch immer geartete Botschaft oder Nachricht zukommen lässt. Das Medium kann z. B. die gesprochene Sprache sein, ein Brief, eine Fernsehsendung oder auch der Computer. Jedes Medium hat seine bestimmten Zeichen und Codes. Voraussetzung für eine funktionierende Kommunikation ist die annähernd gleiche Interpretation der Signale, die als gemeinsame Sprache ausgedrückt werden kann. Im persönlichen Kontakt wird neben der Sprache auch z. B. über Mimik und Gestik oder den Tonfall kommuniziert.



Was ist Kommunikation?

Der Kommunikationsprozess findet nicht im „luftleeren Raum“ statt, sondern in einem definierten sozialen Umfeld: Kommunikation ist eingebettet in einem Kontext. Der Kontext einer Mitteilung wird durch die Gesamtheit aller, dem Empfänger erfahrbaren Sachverhalte gebildet, die er zur Mitteilung in Beziehung setzen kann. Es gibt nicht nur einen inneren, sondern auch einen äußeren Kontext. Der Kontext ermöglicht eine Verständigungssicherung der Kommunikation. Kommunikation wird durch eine Reihe weiterer Aspekte beeinflusst:

  • Beziehungsaspekt: Kommunikative Mitteilungen haben einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Der Beziehungsaspekt drückt das soziale Verhältnis der Kommunizierenden zueinander aus (etwa Wertschätzung etc.). Er prägt entscheidend das Bild vom jeweils anderen, das sich in der Kommunikation aufbaut und er ist von diesem Partnerbild beeinflusst. Das Gelingen der Subjektion hängt vom Beziehungsaspekt ab.
  • Modus: Die Unterscheidung zwischen synchroner und asynchroner Kommunikation ist stark geprägt durch eine technische Sichtweise der Informatik und Netzwerktechnik. Unter synchroner Kommunikation versteht man einen Modus der Kommunikation, bei dem sich die Kommunikationspartner (Prozesse) beim Senden oder beim Empfangen von Daten immer synchronisieren, also warten, bis die Kommunikation abgeschlossen ist. Bei asynchroner Kommunikation findet das Senden und Empfangen von Daten zeitlich versetzt und ohne Blockieren des Prozesses durch bspw. Warten auf die Antwort des Empfängers statt.
  • Formale – informale Kommunikation: Formale Kommunikation ist geprägt durch: ausdrückliche und absichtliche Mitteilungen, die eindeutig dem Sprecher zurechenbar sind. Informale Kommunikation ist geprägt durch indirekte und mehrdeutige Mitteilungen, soziale Bestätigung und Gefühlsausdruck. Sie ist meist nicht unmittelbar auf eine Aufgabe bzw. deren Erfüllung gerichtet.

Der Kommunikation kommt eine elementare Schlüsselrolle zu, da sie die Grundlage der Kooperation und Koordination darstellt.

Kommunikationsformen

face-to-face-Kommunikation

Die face-to-face-Kommunikation ist die „natürliche Grundform“ der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sie ist durch folgende Eigenschaften geprägt:

  • Kopräsenz (gleiche Zeit, gleicher Ort)
  • Verbale Kommunikation
  • Nonverbal: Gestik, Mimik,
  • Vokale Kommunikation (Intonation, Prosodie = Sprechmelodie), Proxemik (=Raumverhalten; Nähe bzw. Distanz zwischen Kommunikationspartner)
  • Körperhaltung, Merkmale wie Aussehen, Kleidung

Bei der face-to-face-Kommunikation werden alle Sinne miteinbezogen (Sehen, Hören, Riechen).

Virtuelle Kommunikation

Die virtuelle Kommunikation ist dadurch geprägt, dass unterschiedliche technische Kanäle verwendet werden. Sie ist durch folgende Eigenschaften geprägt:

  • Indirekt
  • Ortsunabhängig
  • Zeitunabhängig
  • Möglichkeit d. Multimedialität
  • Unverbindlicher, freiwillig
  • Anonym (Abstraktion vom Körper)

Steuerung der Kommunikation

Für die Steuerung der Kommunikation werden unterschiedliche Aspekte unterschieden:

  • Initiierung und Kontrolle der Kommunikation: in Abhängigkeit, wer die Kommunikation initiiert und kontrolliert unterscheidet man in Hol- und Bringschuld (Pull- bzw. Pushvorgänge). Initiiert der Sender den Kommunikationsvorgang, so spricht man von Push-Vorgang. Das Push kann auch von Softwarekomponenten des Kommunikationssystems erfolgen, etwa bei Zustandsnachrichten über die Liste der aktiven Teilnehmer bei Instant Massaging Systemen oder bei Voice over IP.
  • Pull beschreibt dagegen die Empfänger initiierte Kommunikation, die Nachrichten werden z. B. auf einer Web-Seite abgeholt. Der abholende Akteur kann auch eine SW-Komponente sein, z. B. bei einem Abonnement von RSS-Feeds.
  • Turn Taking (Sprecherwechsel): beschreibt den Vorgang des Wechsels von der Sender- zur Empfängerrolle im Kommunikationsprozess. Es stellt sich die Frage, ob der Wechsel explizit (nach festen Regeln, nach Zuteilung) oder implizit erfolgt. In der Face-to-face-Kommunikation erfolgt die Ankündigung eines Wechsels durch Blickkontakt, Intonation, Körperhaltung. In der virtuellen Kommunikation fallen diese Ankündigungen weg, es besteht daher oft das Problem, dass gleichzeitig kommuniziert wird bzw., dass es zu einer stockenden Kommunikation kommt. Daher müssen geeignete Maßnahmen getroffen werden, wie z. B. die „Weitergabe“ des Mikrofons bei Videokonferenzsystemen durch den Moderator.
  • Backchanneling: in der Face-to-face-Kommunikation kommt es durch Blickkontakt, Kopfnicken, Lächeln,... zu einer Rückmeldung an den Sender, dem damit Aufmerksamkeit, Verstehen, Bewerten, … signalisiert wird. In der virtuellen Kommunikation werden zur Kommunikationssteuerung andere Mittel der Rückmeldung eingesetzt, wie z. B. Emoticons, "Wer ist Online", ...

Eigenschaften von Kommunikationsmedien

  • Geschwindigkeit des Feedbacks: Wie schnell kann ein Kooperationspartner auf Nachrichten antworten?
  • Symbolvarietät: Auf wie viele Weisen kann eine Information übermittelt werden (Anzahl der Kanäle)
  • Parallelität der Kommunikation: Wie viele Kanäle stehen gleichzeitig zur Verfügung?
  • Erstellung und Überarbeitbarkeit eines Kommunikationsbeitrages (relevant für Mitteilenden)
  • Wiederverwendbarkeit eines Kommunikationsbeitrages (relevant für Rezipienten)

Die Wahl eines geeigneten Kommunikationsmediums ist abhängig von der Aufgabenstruktur: Mehrdeutige Aufgaben sind komplexer und können auch durch sehr viele Informationen nicht gelöst werden. Sie verlangen nach einem Kommunikationsmedium, das mehrere Kanäle anspricht (=reiche Medien). Je strukturierter eine Aufgabe ist umso effektiver wird über „arme“ Medien kommuniziert [1]

Kommunikationsunterstützung

Kategorisierung nach:

  • Zeit: synchron vs. asynchron
  • Richtung des Informationsflusses: Unidirektional (RSS-Feed) vs. Bidirektional (Chat, Videokonferenz)
  • Assoziierung der TeilnehmerInnen untereinander: 1:1, 1:N, N:1, N:M

Beispiele

E-Mail

Analog zum Vorbild in der realen Welt, der „gelben“ Post, ist E-Mail ein effizientes Medium für asynchrone Kommunikation. Die Nachrichten werden elektronisch erstellt, versendet, empfangen und gespeichert. Durch die Orientierung an der gelben Post ist die Struktur des Systems vorgegeben: jeder Teilnehmer verfügt über ein Postfach (Mailbox) bei einem Postamt (Mailcenter), das durch eine Adresse identifiziert wird. E-Mail-Systeme sind meist nach einem Client-Server-Modell strukturiert. Auf dem Server liegen die Postfächer der Benutzer. Der Server übernimmt die sichere Weiterleitung der Nachrichten zu den anderen Mailcentern, falls sich der Empfänger außerhalb des eigenen Mailcenters befindet.

Leistungsmerkmale von E-Mailsystemen sind unter anderem[2]:

  • Zentrale Adressbücher
  • Private Adresslisten
  • Verteilerlisten
  • Stellvertreterdefinition
  • Anlagen (Dokumente) zu Nachrichten
  • Offene Kopien und Blindkopien
  • Weiterleiten von Mitteilungen
  • Optische oder akustische Benachrichtigung bei Eintreffen von Nachrichten
  • Absicherung durch Passwörter
  • Elektronische Unterschrift
  • Kryptografisch gesicherter Transport

Nachrichten können vom Empfänger mittels POP- (Post Office Protocol) oder IMAP- (Internet Message Access Protocol) Protokoll vom Mailcenter abgerufen werden. POP wurde für die Offline-Bearbeitung der Nachrichten konzipiert. Die Verbindung von Client zum Server wird nur bei Bedarf hergestellt. IMAP ist ein Übertragungsprotokoll, bei dem der Client die Nachrichten am Server verwalten kann.

Ein Nachteil des Standardprotokolles zur Weiterleitung von E-Mails ist das Fehlen von Sicherheitsmechanismen:

  • Es erfolgt keine Authentifikation (Nachweisliche Identifikation) des Absenders. Die im Header gezeigten Informationen sind leicht manipulierbar.
  • Datenintegrität: Nachrichten können am Weg manipuliert werden.
  • Vertraulichkeit ist nicht sicher gestellt, Nachrichten können auf dem Postweg eingesehen werden.

Diese mangelnden Sicherheitsmechanismen ermöglichen die Flut von Spam- und Virenmails, mit denen man zur Zeit konfrontiert ist. Eine E-Mail-Mitteilung besteht aus:

  • Umschlag (Envelope): Absender, Empfänger
  • Mitteilungskopf (Header): Datum, Absender, Empfänger, Betreff, Kopie, Blindkopie, Anlagen
  • Mitteilungstext (Body): Text, Signatur.

MIME (Multipurpose Internet Mail Extension) ist ein Internetstandard für das Format von E-Mails und anderen Nachrichten. Es legt die Struktur und den Aufbau einer Nachricht fest und codiert die Übertragung von Dateianhängen (Attachments) in Form von Nicht-Text-Dokumenten, wie Bilder, Audio, Video.

Instant Messaging

Instant Messaging Systeme unterstützen die synchrone Kommunikation zwischen angemeldeten Benutzern. Die kurzen Mitteilungen werden im Push-Verfahren zugestellt. Auf diese Weise lässt sich sehr schnell kommunizieren, weil die Nachrichten sofort zugestellt werden, wenn der Empfänger Online ist. Im Unterschied zu anderen Kommunikationsdiensten zeigt der Instant Messaging Dienst den Status des Empfängers (Vgl. Awareness) ständig an. Beispiele: ICQ, AOL Messenger, MSN Messenger, Yahoo Messenger

Chat

Chat ist ein synchroner, textbasierter Kommunikationsdienst, der es den Benutzern erlaubt, Nachrichten zwischen beliebig vielen Computern in reinem Textformat und in Echtzeit auszutauschen. IRC (Internet Relay Chat) ist ein Chat-Netzwerk, welches einer Vielzahl von Benutzern erlaubt, über verschiedene Kanäle zu kommunizieren. IRC-Server bieten Kanäle mit verschiedenen Modi an:

  • Öffentlich: jeder kann teilnehmen, man sieht, wer sonst noch angemeldet ist.
  • Privat: angemeldete Benutzer können die anderen sehen.
  • Unsichtbar: angemeldete Benutzer werden nicht angezeigt.

Die Benutzer treten normalerweise unter einem Pseudonym (Nickname) auf. Jeder Benutzer kann einen Kanal (Chatraum) eröffnen. [3]

Videokonferenz

Videokonferenzsysteme erlauben es den Benutzern, synchron basierend auf Audio und Video mit einander zu kommunizieren. Über die Videokonferenz kann Audio und Video übertragen und dargestellt werden, über den Anwendungsteilung können die Benutzer Softwareanwendungen mit den Kommunikationspartnern gemeinsam nutzen. Beispiele für Desktop-Videokonferenzen: iChat, Netmeeting, Skype

Literatur

Quellen

  1. Vgl. Picot, Arnold; Reichwald, Ralf; Wigand, Rolf. Die grenzenlose Unternehmung. Wiesbaden 2003.
  2. Hansen, Robert; Neumann, Gustaf. Wirtschaftsinformatik 1. Grundlagen und Anwendungen. 9. Auflage. Stuttgart 2005.
  3. Gross, Tom; Koch, Michael. Computer-Supported Cooperative Work. München 2007.


Zitiervorschlag

Katzlinger in Pils, Informationsverarbeitung I (21.9.2009), Kommunizieren und Kollaborieren#Überschrift (mussswiki.idv.edu/iv1)