Tabellenkalkulationsmodelle
Die Kriterien für "gute" Tabellenkalkulationsmodelle sind Gegenstand dieses Kapitels. Es werden die unterschiedlichen Typen von Tabellenkalkulationsmodellen angeführt und die unterschiedlichen Rollen, in denen Personen mit derartigen Modellen arbeiten, typisiert. Aus der Kombination von Typ des Modells und Rolle leiten sich dann auch die konkreten Anforderungen ab, wie das Modell im Einzelfall optimal gestaltet werden kann. |
Formularmodell
Der erste Grundtypes eines Tabellenkalkulationsmodells beschäftigt sich mit EINEM Objekt; es wird zB die Kosten eines Auftrags, die Rentabilität eines Investitionsprojekts, die Höhe der Einkommensteuer einer Person oder auch die Höhe der Studiengebühr einer/eines Studierenden berechnet.
Wir verwenden auch hier ein sehr einfaches Modell, das den MUSSS-Beitrag für ein Modul "Besser Schwindeln" errechnen soll. Das Modul weist 6 ECTS-Punkte auf, je ECTS-Punkt sind 12 € zu bezahlen. Mit dazu kann ein Buch "Optimal Schwindeln in 7 Lektionen zum Hörerscheinpreis von 36 € erworben werden. Der Hörerscheinpreis steht allen MUSSS-Teilnehmer/inne/n automatisch zu. Für Bestellungen vor dem 14. September eines Jahres werden 10% Einführungsrabatt (auf den Gesamtbetrag bezogen) abgezogen.
Wenn Sie eine solche Aufgabenstellung lesen, sollte Ihnen klar sein, dass es sich hier um den Typ eines "Formularmodells" handelt. Ein Formular hat typischerweise Felder, in die man etwas eintragen muss - aus Sicht der Programmierung sind das die Inputvariablen. Diese Inputvariablen sind im vorliegenden Fall:
- Buch gewünscht (J/N): Der Datentyp dieser Eingabe ist ein Wahrheitswert - es kann nur ja oder nein als Antwort geben.
- Datum der Bestellung: Davon hängt ab, ob der Einführungsrabatt abzuziehen ist oder nicht.
Da das Datum der Bestellung automatisch durch das Programm bereitgestellt wird, verbleibt im konkreten Fall nur ein einziges Eingabefeld; wir haben also das "kleinstmöglich" Modell vor uns - und können das auf zwei völlig unterschiedliche Arten lösen: Bei beiden Lösungsvarianten sind alle erforderlichen Beziehungen durch Formeln abgebildet - rein von den Formeln her besteht zwischen beiden Modell doch ein Unterschied, der Ihnen hoffentlich auffällt:
- Lösung A ist wie ein Papiertaschentuch - einmal gebraucht und dann wegzuwerfen. Wenn jemand anderer dieses Modell erhält, dann brauch er wahrscheinlich genau so lange, es zu verstehen wie es neu zu machen - und das wird Ihnen selbst auch nicht anders gehen, wenn Sie das Modell nach einem Monat wieder öffnen. Es lohnt sich gar nicht, ein solches Modell überhaupt zu speichern - es ist ein "Wegwerfmodell". Auch Wegwerfmodelle können ausnahmsweise sinnvoll sein - aber Ausnahmen bestätigen nur die Regel, dass solche Lösungen nicht zweckmäßig sind.
- Lösung B dagegen ist deutlich übersichtlicher aufgebaut - und der Aufbau sollte ziemlich selbsterklärend sein. Der Endanwender des Modells kann nur eine Zelle eingeben - und daher sind alle anderen Zellen geschützt. Zur visuellen Kennzeichnung des Eingabefeldes ist dieses hier grau unterlegt. Das ist in diesem Fall ein geeignetes Attribut, kann aber in anderen Fällen unzweckmäßig sein, wenn dadurch ein "Fleckerlteppich" entsteht. Bei vielen Eingabefeldern wird daher ein dezenteres Attribut zur Kennzeichnung der Eingabefelder angezeigt sein.
- In dieser Eingabe ist zudem eine Gültigkeitsprüfung definiert; es sind nur die Werte Ja und Nein eingebbar, die zudem in einer Auswahlliste angezeigt werden
- Bei der Formel in A6 sieht man zudem, dass die KostenJeECTS als Name angelegt wurden. Der Preis ist zwar laut Angabe fix - eine spätere Änderung aber wohl nicht auszuschließen. Durch die hier gewählte Vorgangsweise muss nur der Zellschutz deaktiviert, die entsprechende Zahl und der Konfigurationstabelle geändert und der Zellschutz wieder aktiviert werden.
- Ebenso ist dies beim Preis des Buches passiert - auch hier wurde ein Name verwendet. Der Preis ist dabei sowohl im Textfeld in Zelle B7 wie auch in der Formel in A6 durch den Namen repräsentiert.
- Die Tabelle mit den beiden Angaben, die zwar für den Endanwender derzeit fix sind, aber für Modelländerungen leicht anpassbar sein sollen, ist in einem anderen Segment der Tabelle untergebracht - daher auch die Verwendung von Namen. Solche Werte, die das Verhalten des Modells steuern, werden oft als "Systemparameter" oder "Konfigurationsdaten" bezeichnet. Auch solche Systemparameter sollten nie fix in Formeln eingegeben werden, sondern durch Bezüge auf Zellen einbezogen werden.
- Die Tabelle ist auch so aufgebaut, dass die Kalkulation für mehrere unterschiedliche Module angepasst werden kann. Es kommt dann einfach die Modulbezeichnung als zweites Eingabefeld hinzu.
Auch wenn unser Beispiel so einfach wie möglich ist, sehen Sie daran die wesentlichen Kriterien für Formlarmodelle:
- Klarer Aufbau, der der Denklogik den Endanwenders folgt
- Visuelle Signalisierung von Eingabezellen
- Gültigkeitsprüfung von Eingaben, wenn nur bestimmte Wertebereiche zulässig
- Schutz von Zellen vor unbeabsichtigter bzw. versehentlicher Eingabe
- Auslagerung von Systemparametern abseits des Modells, mit sprechenden Namen aber dynamisch in das Modell eingebaut.
Ein paar Hinweise noch zu Faktoren, die aufgrund der Einfachheit des Modells nicht vorgekommen sind:
- Neben einer übersichtlichen Darstellung am Bildschirm sollten Sie auch auf eine entsprechende Darstellung am Drucker zu achten. Denken Sie daran: Nicht jede/r hat vielleicht einen so großen Bildschirm wie Sie am Desktop ihn möglicherweise besitzen - und vielleicht trifft das schon Sie selbst bei der Arbeit auf einem Notebook! Bevor Sie ein Modell als "fertig" ansehen, erstellen Sie stets einen PDF-Dokument und kontrollieren Sie, ob ihr Modell auch dann noch den richtigen "Eindruck" macht.
- Sind die Anweisungen für Eingabefelder komplizierter als es der Platz am Formular erlaubt(und Zeilenumbruch allein nicht reicht), können sie auch Kommentare hinterlegen; das gilt ebenso für komplizierte Formeln, die sonst nur langwierig durchschaubar sind.
Listenmodell
Ein Listenmodell haben Sie schon kennengelernt: Unser Beispiel in Abschnitt Analysieren als Entscheidungsvorbereitung - Wie sonst? war ein Listenmodell.
Listenmodelle enthalten viele gleichartige Objekte
Benutzerrollen
Literatur
Quellen
Weiterführende Links
Zitiervorschlag
Höller in Pils, Informationsverarbeitung I 1.00, Tabellenkalkulationsmodelle#Überschrift (mussswiki.idv.edu/iv1)